Gemeinsame Mahlzeiten

„Manche Bewohner essen und trinken in Gemeinschaft wesentlich besser als allein im Zimmer.“

Leitung einer Einrichtung in Hessen

„Wir haben durch unsere im Haus befindlichen Cafés wöchentlich im Wechsel für alle Bewohner*innen Zeitungen und Zeitschriften und besondere Getränke oder Speisen verteilt.“

Leitung einer Einrichtung in Niedersachsen

Das Ausmaß in dem die COVID-19-Pandemie Mahlzeiten in Altenpflegeeinrichtungen verändert hat, hängt stark von der jeweiligen Einrichtungsgröße und den generellen Essensabläufen ab. Entsprechend gaben einige Einrichtungen an, gemeinsame Mahlzeiten durch Mahlzeiten auf dem Zimmer ersetzt zu haben, während andere versuchten, dem Wegfallen gemeinsamer Mahlzeiten entgegenzuwirken. Auch die landesspezifischen Infektionsschutzmaßnahmen spielten hier eine wichtige Rolle; eine Suchfunktion für aktuelle Regelungen der Länder wird auf der Internetseite des Verbands Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. zur Corona-Pandemie angeboten. Gleichzeitig gab es geteilte Herausforderungen, z.B. dass

  • die Unterstützung von Familienmitgliedern bei den Mahlzeiten fehlte oder
  • die Hilfe bei Nahrungsaufnahme durch Mitarbeiter*innen aufgrund des Mund-Nasen-Schutzes erschwert wurde.

Mahlzeiten gehen über die bloße Aufnahme von Nahrung hinaus: Sie geben Bewohner*innen die Möglichkeit zu Geselligkeit und Austausch und ein Gefühl der Nähe. Die S1-Leitlinie verweist auch auf die wichtig Rolle von Mahlzeiten für das Erleben der Tagesstruktur und den Kontakt mit dem Personal. Um diese Aspekte von Mahlzeiten im Rahmen der Infektionsschutzmaßnahmen auch aufrecht erhalten zu können, ist es notwendig „herumzuprobieren“. Jede Einrichtung hat besondere bauliche und organisatorische Voraussetzungen. Es kann sich dabei auch herausstellen, dass das Beibehalten gemeinsamer Mahlzeiten möglich ist, um Erfahrungen von Normalität zu erlauben. Zur Essensorganisation in diesem Kontext bietet sich Folgendes an:

  • Es wurde berichtet, dass Einrichtungen mit einem Speisesaal durch das Einführen von „Schichten“ und den Gang zum Tisch mit Mundschutz das Einhalten von Hygieneregeln zu ermöglichen suchten.
  • Andere Einrichtungen ermöglichten das gemeinsame Einnehmen von Mahlzeiten auf den Wohnbereichen bei Einhaltung des Mindestabstandes.
  • Bei der Verkleinerung der Tischgemeinschaften ist zu beachten, dass z.B. Zweiergruppen gut gewählt werden müssen. Wer sich nicht kennt oder nicht mag, isst meist auch ungerne zusammen.
  • Das Sitz-Arrangement, die Tisch-Dekoration oder das generelle Ambiente während des Essens können die Sitzzeit am Tisch verlängern. Für das Essen kann ggf. mehr Zeit eingeplant werden.

Zur aktivierenden Gestaltung von Mahlzeiten bietet es sich an:

  • Eine Mahlzeit am Tag oder eine Mahlzeit in der Woche als „Event“ zu gestalten, z.B. durch ein besonderes Essen oder Grillen im Garten. Natürlich muss nicht jeden Tag der Sonntagsbraten aufgetischt werden.
  • Durch „biographieorientiertes Kochen“ kann eine sinnliche Erfahrung der eigenen Vergangenheit ermöglicht werden (z.B. durch einen Pudding aus der Kindheit).
  • Viele Bewohner*innen haben selbst hauswirtschaftliche Erfahrung und sollten deshalb möglichst eingehend in die Arbeitsabläufe eingebunden werden, dies gilt auch bei Bewohner*innen mit Demenz. Auch hier ist es wichtig, auf die Infektionsschutzmaßnahmen zu achten, trotzdem kann gemeinsames Kochen ein wichtiges Element des Zusammenlebens darstellen und ein elementares Gefühl von Selbstwirksamkeit vermitteln.

Sollte bei Bewohner*innen eine Quarantäne notwendig sein, so könnte z.B:

  • Durch ein Videotelefonie-Dinner die Mahlzeit familiärer gestaltet werden. Dies muss nicht nur mit der Familie sein, auch mit den anderen Bewohner*innen kann dies möglich sein.
  • Arbeiten zur Essensvorbereitung ggf. im Zimmer durchführen, z.B. einen Apfel im Zimmer schneiden. Wenn dies möglich und erwünscht ist, kann auch durch das Personal gezielt zur Mahlzeit Gesellschaft geleistet werden.

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