Videotelefonie

“Kontaktpflege mit beispielsweise in den USA lebenden Angehörigen ermöglichen wir schon seit längerem über Videotelefonie, in dieser Zeit haben mehrere Angehörige diese Art der Kommunikation ebenfalls übernommen, was auch mit Demenzerkrankten sehr gut geklappt hat.”

Pflegefachperson in einer Einrichtung in Baden-Württemberg

Videotelefonie ist ein Mittel, mit dem es Bewohner*innen ermöglicht werden kann, Familie und Freunde außerhalb der Einrichtung zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Neben solchen „virtuellen Besuchen“ kann beispielsweise auch die Teilnahme an Gottesdiensten und religösen Festen oder seelsorgerischer Kontakt ermöglicht werden. Es wird zur Kontaktaufrechterhaltung bei Quarantänemaßnahmen empfohlen und mehrere Studien zeigen, dass der Einsatz von Tablets die Pflege von Menschen mit Demenz verbessern kann. Generell bestehen aber bisher nicht ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, ob Videotelefonie sozialer Isolation und Einsamkeit bei älteren Menschen nachhaltig entgegenwirken kann.

Im Survey wurden sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit Videotelefonie berichtet. Hierbei zeigte sich wieder, wie individuell unterschiedlich die Herausforderungen jeder Situation sind. Deshalb ist es wichtig auszuprobieren, ob Videotelefonie für jeweilige Bewohner*innen eine adäquate Möglichkeit darstellt. Fragen zum Einrichten der Videotelefonie sind:

  • Ist die WLAN-Verbindung stabil?
  • Stehen passende Geräte zur Verfügung?
  • Wird ein Gerät von mehreren Personen genutzt: Wurde das Gerät gereinigt?
  • Sind Mitarbeiter*innen entsprechend geschult?
  • Bestehen individuelle Einschränkungen bei Bewohner*innen, z.B. in Bezug auf die Hör- und Sehfähigkeit? Kann die Person zwischen greifbar anwesendem und digital verbundenem Gegenüber unterscheiden?
  • Wurde ein Videokonferenz-Anbieter gemeinsam mit Freunden und Familien ausgewählt? Für die Auswahl eines passenden Videokonferenz hat der Paritätische Wohlfahrtsverband eine Liste zusammengestellt.
  • Wurde das Videotelefonat gut terminiert und muss z.B. nicht vorzeitig abgebrochen werden?

Die Erfahrungsberichte zu Videotelefonie weisen besonders auf den Unterschied von begleiteten und unbegleiteten Videotelefonaten hin:

  • Kann die Person das Gespräch ohne Begleitung durchführen?
  • Braucht die Person Unterstützung beim Halten des Gerätes?
  • Bietet es sich an, auf einen größeren Bildschirm oder ein Fernsehgerät auszuweichen?
  • Sollte das Gespräch von Mitarbeiter*innen moderiert werden?
  • Wie werden die Gesprächsparteien angesprochen?
  • Müssen Familie und Freunde vorab über Gesprächsregeln aufgeklärt werden?

Vor dem Gespräch ist es wichtig, Gesprächsregeln festzulegen und über datenschutzrechtliche Fragen aufzuklären. Im Umgang mit Menschen mit Demenz wird außerdem empfohlen, diese regelmäßig zu  wiederholen. Hierfür wurden bereits nützliche Handreichungen vom Netzwerk EmpowerMenz und der Demenzstrategie Österreich ausgearbeitet.

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1 Erfahrung mit “Videotelefonie”

  1. Anfang April, als der Lock-down aktiv war, hatte unsere Mutter versucht, mittels Skype mit uns zu kommunizieren. Unsere Mutter ist in solchen Dingen relativ fit. Allerdings fand sie das gesamte Procedere sehr anstrengend und verzichtete in den nächsten Wochen völlig auf diese Form der Kommunikation!
    Ich persönlich erlebe diese Art der Kommunikation auch nur bei einer geringen Anzahl der Bewohner als geeignet. Den Meisten fehlt einfach die Resonanz eines Gegenübers!