Körperliche Nähe

„Die Besuchseinschränkungen fallen vielen Bewohnern und Angehörigen psychisch zur Last. Es fehlen die intensiven Kontakte. Ein täglicher Besuch ist viel, aber trotzdem kein Ersatz für eine herzliche Umarmung.“

Leitung des Sozialen Dienstes einer Einrichtung in Rheinland-Pfalz

„Besuche mit schwer demenziell veränderten Menschen stellen die Angehörigen vor große Herausforderungen, wenn ohne Körperkontakt gar keine Reaktionen kommen.“

Leitung einer Einrichtung in Nordrhein-Westfalen

Der Verlust des Körperkontakts wird im Survey von den Einrichtungen als eine große Herausforderung im Rahmen der COVID-19-Pandemie angegeben. Dies gilt gleichermaßen für die Umarmung mit Angehörigen, wie auch den alltäglichen Kontakt der Mitarbeiter*innen mit den Bewohner*innen. Körperliche Nähe ist ein existenzielles Bedürfnis von Menschen und muss so gut wie möglich erhalten werden, da die Gefahren fehlenden Körperkontakts vielfältig sind. Berührung zwischen Menschen ist nicht nur ein Händeschütteln, sondern kann auch Trost und Beruhigung spenden und ist somit Teil lebenswichtiger Funktionen.

Das Bedürfnis nach körperlicher Nähe ist äußerst individuell und hängt außerdem stark von der jeweiligen Beziehung zum Gegenüber ab. So wurde beispielsweise berichtet, dass einige Bewohner*innen ein erhöhtes Bedürfnis an Berührungen hätten. Im Gegensatz dazu kann es auch Bewohner*innen geben, die aufgrund von Sorge über eine mögliche Infektion, Angst vor direktem Kontakt haben. Oberste Priorität hat dabei das Sicherheitsgefühl der Bewohner*innen, weshalb der Körperkontakt entsprechend der Reaktion der Bewohner*innen angepasst werden sollte. Für den Körperkontakt ist Beziehungsarbeit und Fallanalyse wichtig, um zu reflektieren und herauszuarbeiten, was von den Bewohner*innen gewünscht ist. Darüber hinaus ist es wichtig, in Erfahrung zu bringen, wie Bewohner*innen mit Einschränkungen wie z.B. einer ausgeprägten Demenz dies äußern.

Die S1-Leitlinie hebt in diesem Zusammenhang die Pflege von Menschen mit Demenz hervor, da diese Gruppe von Bewohner*innen in besonderem Maße über Berührung in Beziehung und in Kontakt mit ihren Mitmenschen und Pflegenden tritt. Hier ist es wichtig, dass Angebote der körperlichen Nähe regelmäßig reflektiert werden. Auch Bewohner*innen, die sich nicht selbstständig bewegen können, müssen unter Berücksichtigung des Infektionsschutzes sinnliche Stimulationen und Bewegungen erhalten.

  • Die Kenntnis von Hygieneregeln, die aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und deren Weiterleitung an Besucher*innen sind im Rahmen von direktem Körperkontakt besonders wichtig und natürlich zu beachten.
  • Das regelmäßige Auffrischen von Fachwissen über Körper- und Sinneserfahrung bietet sich an, z.B. zu Basaler Stimulation.
  • Eine Reflexion des Bedarfs an Körperkontakt der Bewohner*innen im interdisziplinären Team kann neue Erkenntnisse bringen.
  • Bei Bewohner*innen mit Mobilitätseinschränkungen bieten sich z.B. therapeutisches Waschen, Positionswechsel und Mobilisation an.
  • Voraussetzung ist ein Vorrat an geeigneter Schutzausrüstung. Bei der Berührung mit Handschuhen und dem Kontakt mit Mund-Nasen-Schutz sind jedoch wichtige Änderungen zu bedenken.

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