„Insgesamt hat die Mobilität der Bewohner darunter gelitten. Es hat sich viel zu viel auf der verbalen Ebene abgespielt. Die Angehörige und die Bewohner konnten sich nicht anfassen (für Bewohner mit Demenz oder andere schwere Erkrankungen sehr wichtig). Die Geburtstage und die Großfeiertage wurden ohne Körperkontakt ‚gefeiert‘.“
Leitung eines Pflegedienstes in Baden-Württemberg
Bewegung ist für alle Menschen wichtig, aber für Bewohner*innen in Altenpflegeeinrichtungen bedeutet Mobilität in einem noch größeren Maße Unabhängig- und Selbstständigkeit. Sich von A nach B frei bewegen zu können gibt ihnen – neben den allgemein bekannten gesundheitlichen Aspekten – auch die Möglichkeit an sozialen Aktivitäten teilzunehmen und so ein Teil der Gemeinschaft zu sein. So wundert es nicht, dass „Bewegung und Mobilität“ unter COVID-19 zu einem wichtigen Thema in den Pflegeeinrichtungen wurde. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen des Surveys wider.
Wie die Einrichtungen im Survey angaben, ist das Thema ‘Bewegungsmangel‘ in drei Bereichen aufgetreten:
- Durch die Kontaktbeschränkungen ist der Bewegungsradius der Bewohner*innen aufgrund fehlender Spaziergänge, Einkäufe etc. verkleinert.
- Die Reduktion von Angeboten in den Einrichtungen zur Senkung des Infektionsrisikos führten ebenfalls dazu, dass Bewohner*innen weniger Möglichkeiten und Gründe hatten, sich zu bewegen.
- Bewohner*innen in Quarantäne oder Isolation können aufgrund dieser Situation weniger motiviert sein, sich in ihren Zimmern zu bewegen.
Diese Probleme sind durch das Personal der Einrichtungen zu vermeiden. Eine gute Grundlage dazu bietet der Expertenstandard zum Erhalt und zur Förderung der Mobilität vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege. Der Standard hält eine Vielzahl an Möglichkeiten bereit, mit dem Thema ‚Mobilität‘ umzugehen. Zwar ist er nicht mit dem Fokus einer Pandemiesituation verfasst, trotzdem enthält er viele Ideen, die auch in dieser Zeit umsetzbar sind:
- So ist zum Beispiel der Mobilitätsstatus der Bewohner*innen regelmäßig zu erfassen und zu evaluieren. Dies kann zum Beispiel mithilfe der Fähigkeit, eine bestimmte Strecke zu gehen, gemessen werden.
- Daran anschließend sind Einflussfaktoren auf die Mobilität der Bewohner*innen zu erfassen. Hier am besten auch mit Bezug zu COVID-19. So können sich einige Bewohner*innen zum Beispiel vor einer möglichen Infektion fürchten und aus diesem Grund ihr Zimmer nicht verlassen wollen.
- Angebote zur Bewegungsförderung sollten dabei nicht geballt angeboten werden, sondern über den Tag verteilt werden, um einer Überforderung der Bewohner*innen vorzubeugen.
Im Zuge des Surveys gibt es noch weitere Ideen, die zum Erhalt der Bewegungsfähigkeit durchgeführt werden können. Diese wurden entsprechend immer unter den geltenden Hygieneregeln, also zum Beispiel mit Mindestabstand, durchgeführt:
- Gymnastikrunden, die vor der Pandemie durch Drittanbieter durchgeführt wurden, werden derzeit intern durch Ersatzangebote ersetzt. Hier ist zum Beispiel denkbar, dass eine Person aus dem Stammpersonal eine solche Gymnastikrunde leitet.
- Bewegungsrunden werden in Kleinstgruppen durchgeführt.
- Speziell eingerichtetes Heimfernsehen, über das täglich Veranstaltungen übertragen werden, wie gymnastische Übungen und ähnliches.
- Nicht zu empfehlen sind allerdings Angebote, die mit zusätzlichem Material durchgeführt werden, wie Bällen oder Schwungtüchern. Diese sind aus hygienischen Gesichtspunkten problematischer bzw. komplizierter.
- Es sollte darauf geachtet werden, dass Quarantäne-Bereiche genügen Platz haben, falls hier Menschen mit Demenz untergebracht werden müssen, die einen Laufdrang haben.
Weitere Möglichkeiten finden sich auch in der S1-Leitlinie und bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese empfiehlt zum Beispiel 150 Minuten moderates Ausdauertraining oder wenigstens 75 Minuten intensives Ausdauertraining pro Woche.
Erfahrungen habe ich noch nicht machen können, finde es aber sehr wichtig , dass die Bewegung nicht zu kurz kommt